Tipps beim Kauf von Trekkingbike?

3 Antworten

Auf was sollte ich bei einem Trekkingrad achten ?

In aller erster Linie: Dass sich Sitzposition und Fahrgefühl gut anfühlen. Im Vergleich zu anderen Modellen.

Welche Rahmengrösse bräuchte ich bei dieser Art Fahrrad ?

Wahrscheinlich Größe S, beziehungsweise mit welcher cm- oder Zollangabe der jeweilige Hersteller diese Größe eben bezeichnet. Die Rahmenhöhe ist gar nicht mal so wichtig, weil man mit der Sattelstütze noch viel anpassen kann - was dagegen nicht anpassbar ist, ist die Länge des Rahmens (ob man eher gestreckt oder eher kompakt sitzt) und so Kleinigkeiten wie die Höhe des Oberrohrs, also ob das Genital in Gefahr ist wenn man flott vom Sattel rutscht.

Muss ich etwas beachten wegen meinem Körpergewicht ?

Nein. Alle Fahrräder, die für erwachsene Breitensportler konzipiert sind, bieten wenigstens 100 kg Zuladung. Manche Hersteller sogar bis 135 kg.

Wieviele Gänge sollte es haben ?

Die Anzahl der Gänge ist kein Qualitätskriterium!

Als noch alle Fahrräder vorne 2 oder 3 Kettenblätter haben, war schon die Rechnung "Kettenblätter*Ritzel=Gangzahl" eine glatte Lüge, weil nicht alle rechnerisch vorhandenen Kombinationen auch genutzt werden konnten und einige Kombinationen die gleiche Übersetzung ergaben, d.h. den gleichen Gang. Eine "30 Gang" Schaltung hatte real auch nicht mehr als 14 Gänge.

Die modernen Schaltungen mit nur einem Kettenblatt und dafür 11 oder 12 Ritzeln haben zwar tatsächlich ein, zwei Gänge weniger, funktionieren aber sauberer und sind einfacher in der Handhabung. Und durch einen Tausch des Kettenblatts kann man vergleichsweise einfach anpassen, ob man insgesamt eher dickere Schnellgänge oder eher kleinere Berggänge hat.

Insgesamt funktionieren alle Schaltungen sehr gut. Deshalb würde ich ein Fahrrad besten Gewissens mit der Schaltung nehmen, die es eben hat. Und nicht die Kaufentscheidung davon abhängig machen.

Und was wäre an der Ausstattung noch wichtig zu beachten ?
  • Eine teurere Schaltgruppe ist zwar cool, man muss aber echt feinfühlig sein um eine bessere Funktion zu bemerken. Wie gesagt: Kein Kaufkriterium.
  • Nabenschaltungen sind super anwenderfreundlich, haben aber oft nicht die große Speizung zwischen größtem und kleinstem Gang. Dementsprechend eher nichts für steile Berge und für schnelles Tempodrücken, dafür toll für ein Alltags-Verkehrsmittel.
  • Billige Federelemente funktionieren schlecht bis gar nicht, sind dafür aber sehr schwer. Je nach Preisvorstellung fürs Fahrrad würde ich ein ungefedertes Fahrrad bevorzugen.
  • Pannensichere Reifen rollen oft spürbar schlecht. Unter dem Gesichtspunkt, dass ein geübter Selbsthelfer bei einem Plattfuß in 10 Minuten wieder auf dem Sattel sitzt und kaum jemand mehr als 1-2 Plattfüße pro Jahr hat, würde ich mir gut überlegen ob pannensichere Reifen ein Feature sind.
  • Überlege dir, was du an Alltagsausrüstung wie Gepäckträger, Schutzblechen und Beleuchtung brauchst. Erstere beide kann man problemlos nachrüsten, wenn der Rahmen entsprechende Montagepunkte hat - wenn du eine Beleuchtung mit Nabendynamo wünschst, sollte die aber schon zum Kauf am Fahrrad montiert sein.
gibt es bei Trekkingräder bestimmte Marken die zu bevorzugen sind ?

Der Markenname des Fahrrades ist im Grunde nur ein Schriftzug auf dem Rahmen. Alle Fahrräder sind aus Zulieferteilen zusammen geschraubt, z.B. gibt es für Kettenschaltungen effektiv die Wahl zwischen genau zwei Herstellern. Deshalb hat der Markenname eines Fahrrades keine große Bedeutung.

Wenn man nur auf die Ausstattungstabelle schaut, bieten Marken wie Cube und Bergamont ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis. Die kochen aber auch nur mit Wasser und sparen das Geld, was die besseren Komponenten kosten, woanders wieder ein (z.B. Lackqualität, Verarbeitung des Rahmens...). Ist nur eine andere Priorisierung.

Wichtiger für jemanden, der sich erst noch ins Radfahren einfinden muss, ist ein nahegelegener Fahrradladen, in dem man als Bestandskunde auch mal eine spontane kleine Problemlösung bekommt. Bei einem Fahrrad aus einem fremden (Online-)Shop sagt dir eher kein Fahrradmonteur, wo die Kaffeekasse steht und schaut was er auf die Schnelle machen kann.

Dementsprechend: Wenn du bei einem der nächstgelegenen Fahrradläden ein Fahrrad findest, auf dem du dich wohl fühlst, nimm es. Und auf dem Rahmen steht eben das drauf, was drauf steht.


WeiSte  01.07.2022, 22:04

Vorne nur ein 1-fach Kettenblatt hat sich aber beim Trekkingrad meines Wissens noch nicht durchgestzt, nur beim MTB, oder?

Zudem sehe ich den Nachteil der 1x11 oder 1x12 fach Schaltung in der fast niemals optimalen Kettenlinie.

Darüber kann man aber sicher lange streiten, bei welchem System die Vor- und Nachteile überwiegen. Das ist ja schon fast eine Glaubensfrage. ;-)

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RedPanther  02.07.2022, 08:45
@WeiSte

Ich weiß es tatsächlich beim Trekkingrad nicht, aber zumindest im Rennradbereich, besonders CX, ist 1x ebenfalls stark im Kommen.

Ich habe ja auch gesagt: Alle Schaltungen funktionieren.

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Manjanafragt 
Fragesteller
 02.07.2022, 00:05

Danke für die ausführlichen Tipps 🙂

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Bei einem Körpergewicht von 87 kg muss man nichts besonderes beachten, sofern man nicht noch das große Reisegepäck mitnehmen will; dieses Gewicht hält jedes Fahrrad aus. Die meisten sind für 110 kg bis 130 kg zugelassen.

Die passende Rahmenhöhe richtet sich nach der Schrittlänge, weniger nach der Körpergröße. Die Rahmenhöhen-Rechner im Netz sind für Normalfahrer aber ausreichend, nur "Profis" oder Perfektionisten kaufen ein Rad mit exakt maßgefertigtem Rahmen, dann natürlich zum entsprechenden Preis. Gibt es dann so ab 3.000, 4.000 Euro aufwärts.

Eine Probefahrt halte ich aber trotzdem für unverzichtbar, also nicht einfach die richtige Größe ausrechnen und dann blind online kaufen. Auf jedem Rad sitzt man nämlich etwas anders, ähnlich wie auch bei Autos.

Die Marke spielt keine Rolle, weil die Räder zum gleichen Preis auch sehr ähnlich ausgestattet sind. Ein Rad mit kompletter (!) Shimano Deore Gruppe (also nicht nur das Schaltwerk) ist schon ganz ordentlich, eine Deore LX, SLX oder sogar Deore XT ist leichter, auch minimal besser was die Funktion betrifft, aber auch jeweils nochmal ein paar hundert Euro teurer. Muss nicht unbedingt sein.

Umgekehrt: Ein billigeres Rad, z.B. mit Shimano Alivio, Acera, Altus, oder sogar nur Tourney Ausstattung wiegt mehr, funktioniert minimal schlechter und hält evtl. nicht so lang, bis die Teile verschlissen sind. Ob das der durchschnittliche Wenigfahrer aber jemals merkt, darf bezweifelt werden.

Ich würde die Wahl der Marke also eher davon abhängig machen, was ein Fachhändler in der Nähe führt. Da kann man vor dem Kauf Probe fahren und auch wieder hingehen, wenn Wartung oder Reparaturen (Garantie, etc.) anstehen. Rate mal, was bei vielen Händlern "um die Ecke" passiert, wenn man in so einem Fall mit seinem woanders erworbenen Online-Kauf ankommt, vor allem in der Saison, wenn der mit den Rädern der eigenen Kunden schon genug zu tun hat ...

Stand der Technik beim guten Trekkingrad ist heute eine 3x10 fach Schaltung, aber mal ganz ehrlich: mit einer 3x9 fach oder 3x8 fach, wie sie bei einfacheren Rädern noch verwendet wird, fährt man auch problemlos.

Ein Rad mit Nabenschaltung empfiehlt sich hingegen eher für den Stadtverkehr, denn die gängigen 7- oder 8-fach Shimano Nexus oder Alfine Naben, grundsätzlich zwar gute Teile, und selbst die 11-fach Alfine, sind in hügeligem Gelände einfach überfordert.

Ausnahme ist die Rohloff 14 Gang Nabe mit über 500 Prozent Übersetzungsbreite, die aber preislich in einer anderen Liga spielt. (Einzelpreis der Nabe ab 1.000 Euro, komplette Räder ab 3.000 Euro. Abgesehen davon aber wirklich ein Sahnestück; ich fahre auch eine an einem meiner Räder.)

Und wo wir beim Preis sind:

Die Preise für Räder sind, wie alles, leider ziemlich gestiegen. Ein gutes Mittelklasserad mit Deore Ausstattung dürfte inzwischen nirgends mehr für unter 1.000 Euro zu haben sein, eher 1.300 bis 1.400 Euro.

Dafür gab es vor sechs, sieben Jahren noch die komplette Deore XT Gruppe am Rad. Jetzt nicht mehr, höchstens ein einsames XT Schaltwerk verirrt sich zu diesem Preis noch ans Rad, was aus einem billigen Rad aber natürlich kein teures macht. Solche Räder werden aber öfters angeboten, weil viele halt nur auf die Schaltung achten, von Insidern werden diese Räder aber "Blender" genannt. ;-)

Mit einem Rad für 700 oder 800 Euro kann man aber mit Abstrichen (siehe oben) auch glücklich werden, und ein Rad, das zu seiner einfacheren Ausstattung steht und stimmig ausgestattet ist, muss nicht schlecht sein. (Heißt: Lieber konsequent untere Mittelklasse, als nur ein teures Schaltwerk und der Rest unterste Schublade.)

Nur Finger weg von den ganz billigen Rädern für unter 500 Euro, wenn man selbst nichts daran machen kann. Denn die funktionieren nur, solange sie neu und einwandfrei gewartet sind.

So, das war jetzt ziemlich ausführlich, aber ich hoffe, mit den Informationen kannst du was anfangen.


Manjanafragt 
Fragesteller
 02.07.2022, 00:04

ja Dankeschön :) so 800 oder 900 Euro wollte ich ne investieren aber das hat mir schon mal weiter geholfen

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Wenn man was richtig Gutes will muss es die Rohloff 14-Gang-Nabe mit Gates Riemenantrieb sein, hier zu einem hervorragenden Preis und mit hervorragenden Bremsen ausgestattet (180/203mm große Scheiben beim Trekkingrad!!!) ,

https://www.14-gang.de/CartArticle.asp?frmOpgID=575&frmIDOffer=2113613253&gclid=Cj0KCQjwtvqVBhCVARIsAFUxcRtwbm3fN2CxtgTQwQnxuEsEGpgg0_wLPy5D_94zyvpTcOq7f2Q2wrkaAlkrEALw_wcB

Das Problem bei der Kettenschaltung ist die ständig nötige Wechselei von Verschleißkomponenten, die zur Zeit Coronabedingt noch nicht einmal durchweg erhältlich sind.

Der zweite Negativ-Punkt ist die Zahnradbestückung vorn, üblicherweise 26-36-48 Zähne, zwischen dem mittleren 36er und dem großen 48er Zahnrad ist ein riesiger Übersetzungssprung. Das führt dazu dass zu 90% auf dem mittleren 36er gefahren wird. Das große 48er ist dann mehr oder weniger nur Deko.

Ein kleineres Zahnrad statt dem großen 48er zu verwenden scheidet komplett aus, weil die starre Kinematik des vorderen Umwerfers das mit den serienmäßig verbauten Schalthebeln nicht schaltet. Weiß ich aus Erfahrung, ich habe es ausprobiert.


WeiSte  02.07.2022, 03:04

Die Rohloff mit Gates CDX Riemen habe ich an einem meiner Räder, einem Stevens Sovereign. Der Wechsel von Riemen, Riemenblatt und Ritzel hat aber an reinen Materialkosten (ohne Einbau) schon vor zwei Jahren über 330 Euro gekostet und ist inzwischen bestimmt nicht billiger geworden. Das sollte einem klar sein, bevor man sich für diesen Antrieb entscheidet.

Und ewig hält der Riemen eben auch nicht.

Ansonsten gibt es kaum was besseres, das stimmt. Ich fahre dieses Rad seit Januar 2017 und bin damit top zufrieden.

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Muehevoll  02.07.2022, 18:28
@WeiSte

Aha dann setz die 330 Euro mal ins Verltnis zu den von Dir gefahrenen Kilometern, das werden sicher 12.000 Kilometer gewesen sein

Außerdem ging es mir weniger um die Kosten für die Verschleißteile einer Kettenschaltung, sondern darum dass das Rad wegen deren Austausch dauernd in die Werkstatt muss wenn man es nicht selber macht. Und dann geht nämlich die derzeit übliche Litanei los: nicht verfügbare Teile wegen nach wie vor unterbrochenen Lieferketten durch Corona, ewige Wartezeiten in der Saison für einen Werkstatt-Termin, usw.

Mit einem Zahnriemen plus Rohloff heißt es erst mal: einfach fahren!!!

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WeiSte  02.07.2022, 18:46
@Muehevoll

Richtig, der hat um die 13.000 km gehalten, ich glaube sogar noch etwas mehr, wenn ich mich recht erinnere.

Auf diese Kombination Rohloff + Riemen will ich ja wie gesagt auch gar nicht verzichten.

Die Nicht-Verfügbarkeit von Fahrradersatzteilen im Moment ist auch teilweise ein Problem, das stimmt.

Wobei meine Werkstatt beim Ausstausch auch erst mal ein Riemenblatt in passender Größe mit nur vier Kurbelschrauben finden musste, da hat er damals schon ganz schön suchen müssen. Keine Ahnung, warum Stevens da keines mit fünf Schrauben verbaut hat - das sind Truvativ Kurbeln, gelabelt mit der Stevens-Eigenmarke "Scorpo".

https://stevens-bikes.de/2017/index.php?bik_id=66&cou=DE&lang=de_DE#&gid=1&pid=1

Aber was die Haltbarkeit des Riemens betriffgt: Die Kette an meinem City-Rad mit Nexus 8-Gang Schaltung habe ich auch erst nach ca. 8.000 km ausgetauscht, da haben Kette, 1-fach Ritzel und Nexus Kurbeln mit Kettenblatt (gibt es nur zusammen) glaube ich unter 50 Euro insgesamt gekostet. So gesehen ist ein Riemenantrieb doch noch sehr teuer. Aber natürlich, zugegeben, eine ganz andere Sache als ein Kettenantrieb, weil absolut geräuschlos und wartungsfrei.

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Muehevoll  02.07.2022, 18:50
@WeiSte

Das mit den 8000 Km für 50 Euro ist insofern eine Milchmädchenrechnung, weil der Wirkungsgrad der Kette im Gegensatz mit fortschreitender Lebensdauer immer weiter abnimmt (Ausnahme: geschlossener Kettenkasten wie bei Gazelle), derjenige des Riemens nicht. Insofern kann man das nicht direkt vergleichen

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