Wieso wird noch für Ausbildung von Lokführer geworben?

9 Antworten

Ich habe Lokführer gelernt und würde sagen, dass solche Analysen völlig unseriös sind.
Ein Zug muss nicht gelenkt werden, deswegen erscheint der Beruf des Lokführers leicht zu automatisieren, aber die Realität sieht sehr viel anders aus.

Es gibt bis heute keinen Computer der ausreichend gut Güterzug fahren kann.
Der Laie ist davon überrascht, weil richtig zu Bremsen und zu Beschleunigen unkompliziert erscheint, insbesondere bei Güterzügen ist das aber nicht der Fall. Das Hauptluftleitungssystem mit dem Züge gebremst werden müssen erfordert je nach Fall großes Fingerspitzengefühl.
Das Löse- und Anlegeverhalten der dutzenden Bremsen im Zug ist träge und extrem schwankungsanfällig.
Hinzu kommt, dass das Bremsvermögen insgesamt von Zug zu Zug extrem verschieden sein kann, je nachdem wie lang der Zug und damit die Bremsleitungen sind (100m-700m), wie schwer er ist (100t-5000t), je nachdem mit welchen Bremsen oder Zusatzeinrichtungen er ausgestattet ist und natürlich auch in großer Abhängigkeit von der Strecke selbst.
Es ist vom Stand der Technik völlig unabsehbar, wann eine Automatisierung das bewältigen kann.
Die automatische Fahr- und Bremssteuerung die heutzutage in Zügen eingesetzt werden kann, darf nur unter sehr klar abgegrenzten Bedingungen überhaupt eingesetzt werden, weil sie den Zug andernfalls in Stücke reißt.

Auch aus dem reinen Kostenfaktor heraus ist es wenig profitabel den Lokführerberuf zu automatisieren.
Die Kosten der normalen Fahrt eines Güterzugs gehen schnell in 6-stellige Größenordnungen.
Die 300€ einzusparen die da der Lokführer kostet ist einfach irrelevanter Schnulli.

Zu guter letzt kann man sich auch die Geschwindigkeit generell ansehen mit denen die Bahn so arbeitet.
Die Deutsche Bahn ist zum Großteil mit einem Jahrzehnte alten Fuhrpark unterwegs.
Oft genug laufen die noch auf Windows 95.
Die Streckeneinrichtungen zu aktualisieren hat in manchen Fällen ein halbes Jahrhundert gedauert.
Personenzüge in Riesa fahren teilweise immer noch auf Formsignal ab.
Wir werden in 10 Jahren vielleicht hier und da ein paar Pilotprojekte sehen, sone automatisierte S-Bahn wär sicherlich drin wenn man da sich dahinterklemmen würde.
Aber mindestens bis 2050 wird der Beruf des Lokführers unersetzbar bleiben.


Beregron  19.02.2023, 16:07

Nichts mehr hinzuzufügen....

Oh doch: fahr mal Ingolstadt - Donauwörth. Auch noch alles Formsignale. Bremsweg 700 Meter....

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Die brauchen mehr als 10 Jahr um ein Signal auf einer Eisenbahnstrecke aufzustellen. Da kannst du vielleicht noch eine 0 hinten ran hängen, dann wird das vielleicht passen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Viele gehen jetzt in Rente und mit solchen Analysen und Zukunftsprognosen wäre ich vorsichtig.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Software-Entwickler

Betrachte die Zahl 10 Jahre und das Wort fast, wie auch die 90%. Somit werden, bis die 10 Jahre eintreffen weiter Leute gebraucht und selbst dann werden noch Leute für die 10% gebraucht. Nicht jeder lebt und arbeitet ewig

 in 10 Jahren

Ok, nehmen wir mal an in 10 Jahren sind die Sachen automatisiert. (Kann man schlecht voraussagen)

Und in den nächsten 10 Jahren macht dann wer diese Jobs bis das automatisiert ist.............................. ? Die die in das Rentenalter eintreten in den nächsten 5 Jahren ganz sicher nicht.